Rauschbeere

Die Rauschbeere, auch Trunkelbeere, Moorbeere oder Nebelbeere, ist ein Strauch aus der Gattung der Heidelbeeren.

Beschreibung

Vegetative Merkmale

Die Rauschbeere wächst als kleiner sommergrüner Strauch mit horizontalen Rhizomen. Die Laubblätter sind oberseits blaugrün, unterseits graugrün und oval.

Generative Merkmale

Die Blütezeit reicht von Mai bis Juni. Die relativ kleinen Blüten sind weißlich bis rosafarben. Die Beeren ähneln denen der in der freien Natur wild wachsenden Heidel- beziehungsweise Blaubeere, sind jedoch bereift, deutlich größer als diese und etwa eiförmig. Sie reifen im Spätsommer, sind außen blau, haben aber innen helles Fruchtfleisch und hellen Saft im Gegensatz zur Heidelbeere, die blaues Fruchtfleisch hat und auch blauen Saft führt. Die Wurzeln der Rauschbeere bilden mit verschiedenen Pilzen eine Mykorrhiza, zum Beispiel mit Cryptosporiopsis ericae, Oidiodendron maius, Lachnum sp., Sordariomycetes sp. und Pleosporales sp. Die Chromosomenzahl beträgt je nach Unterart 2n = 24 beziehungsweise 48.

Giftigkeit

Die auch als Rote Heidelbeeren, Steinbeeren oder Sumpfheidelbeeren bekannten Beeren der Rauschbeere können psychotrope Substanzen enthalten, deren Identität noch nicht bestimmt werden konnte. Nach dem Verzehr von Früchten wurden gelegentlich Vergiftungserscheinungen – wie rauschartige Erregung, Erbrechen, Pupillenerweiterung und Schwindelgefühl – beobachtet. Intoxikationen sind nur nach dem Verzehr großer Mengen möglich. Verantwortlich dafür ist wahrscheinlich der schmarotzende Schlauchpilz Monilinia megalospora. Die wiederholte Chromatographie des gefriergetrockneten Extrakts der Beeren führte zur Isolierung von elf Verbindungen, darunter ein Anthocyan, sechs Flavonoide, zwei Phenylpropanoide und zwei Iridoide. Die Isolate wurden als Cyanidin-3-O-β-D-Glucopyranosid, Quercetin, Hyperosid, Quercetin-3-O-α-L-Arabinopyranosid, Myricetin, Myrizetin-3-O-β-D-Galaktopyranosid, Syringetin-3-O-β-D-Galaktopyranosid, Methylchlorogenat, Chlorogensäure, Logansäure und 6,7-Dihydromonotropeinmethylester identifiziert. Untersuchungen an Populationen in Finnland konnten weitere Inhaltsstoffe nachweisen. Vier Anthocyanidin-Xyloside und 14 Flavonol-Glykoside und 25 wichtige Flavonoide wurden dabei identifiziert. Die Durchschnittswerte der Gehalte an Anthocyanen und Flavonolen betrugen 1425±398 beziehungsweise 1133±290 mg pro 100 g Trockengewicht. Das am häufigsten vorkommende Anthocyanidin war Malvidin, gefolgt von Delphinidin, Petunidin, Cyanidin und Peonidin. Quercetin war das wichtigste Flavonol, gefolgt von Myricetin, Laricitrin, Syringetin und Isorhamnetin. Untersuchungen aus anderen Gebieten kamen zu ähnlichen Ergebnissen.

Volksetymologisch wird dieser Name der Rauschbeere auf den zu beobachtenden Rauschzustand bezogen.

Die Blätter enthalten die Wirkstoffe Hyperosid, Ursolsäure, alpha-Amyrin, Friedelin, Oleanolsäure,-Catechin und Arbutin.

Vorkommen

Die Rauschbeere ist zirkumpolar verbreitet und wächst in Waldmooren und Hochmooren mit feuchtem, torfhaltigem Boden. Im regenreichen westlichen Skandinavien kommt sie verbreitet vor und verdrängt dort teilweise die Blaubeere. In mittel- und südeuropäischen Gebirgen findet man sie zuweilen bis in Höhenlagen von 3080 Metern. Sie ist eine Vaccinio-Piceetea-Klassencharakterart, kommt aber auch in Gesellschaften der Klasse Ocycocco-Sphagnetea oder des Verbands Genistion vor.