Partizipative Entscheidungsfindung

Partizipative Entscheidungsfindung wird in der Medizin die Interaktion beziehungsweise Kommunikation zwischen Arzt und Patient genannt, die darauf zielt, unter gleichberechtigter und aktiver Beteiligung von Patient und Arzt auf Basis geteilter Information zu einer gemeinsam verantworteten Übereinkunft über eine angemessene medizinische Behandlung zu kommen.

Konzepte der Patient-Arzt-Beziehung

Im Rahmen medizinischer Kommunikation unterscheidet man verschiedene Modelle der Patient-Arzt-Beziehung, wobei PEF sich in letzter Zeit zunehmend als allgemeine Erwartung von Patienten durchzusetzen scheint.

  • Beim Modell der Partizipativen Entscheidungsfindung treffen Arzt und Patient gemeinsam die Entscheidung, nachdem sie medizinische und auch behandlungsrelevante persönliche Informationen ausgetauscht und ihre Rollen- und Behandlungspräferenzen offengelegt haben. Die Verantwortung für die Umsetzung der Behandlung wird somit geteilt.
  • Beim Paternalistischen Modell in seiner reinsten Form beschränkt sich die Patientenautonomie auf ein Minimum. Die medizinischen Informationen sind nur dem Arzt bekannt, welcher nachfolgend alleinverantwortlich, im vermeintlich besten Interesse des Patienten entscheidet, ohne allerdings dessen explizite Bedürfnisse zu kennen. Neben Elementen der Fürsorge und der wohlwollenden Beratung birgt dieses Modell die Gefahr der Bevormundung und partiellen Entmündigung des Patienten. Das Paternalistische Modell wird traditionell in der Medizin angewandt, herrscht im deutschen Medizinsystem auch heute noch vor, befindet sich jedoch mittlerweile aus verschiedensten Gründen auf dem Rückzug.
  • Beim Informationsmodell, auch Konsumenten-Modell genannt, stellt der Arzt seinem Patienten alle relevanten medizinischen Informationen zur Verfügung, nimmt sich aus dem Prozess der Entscheidungsfindung jedoch heraus. Der Patient wägt die erhaltenen Informationen vor dem Hintergrund seiner eigenen Befürchtungen und Erwartungen ab und entscheidet alleinverantwortlich. Das Informationsmodell knüpft an das Kundenmodell der freien Wirtschaft an und legt damit eine andere Beziehungs- und Hierarchiestruktur zugrunde. Der Arzt fungiert als Experte und Dienstleister, der Patient befindet sich in der Rolle des Kunden. Eine mögliche Gefahr liegt bei diesem Modell in der Überforderung des Patienten.

Kernelemente

Zu den Kernelementen der partizipativen Entscheidungsfindung gehört u. a. eine partnerschaftliche Beziehung zwischen Patient und Arzt mit möglichst gleichem Informationsstand über Wahlmöglichkeiten bezüglich einer medizinischen Entscheidung.

Dabei sollen Arzt und Patient ihre Entscheidungskriterien aktiv und gleichberechtigt in den Abwägungs- und Entscheidungsprozess einbringen und partnerschaftlich für die Entscheidung Verantwortung übernehmen. Rechtlich gesehen hat der Patient jedoch das Selbstbestimmungsrecht.

Prozessschritte

Die partizipative Entscheidungsfindung setzt verschiedene Handlungsschritte voraus. Hierzu gehören

  1. die Übereinkunft zwischen Arzt und Patient, dass eine Entscheidung ansteht.
  2. das Angebot seitens des Arztes, dass die Entscheidung bezüglich einer Behandlungs-Option von Patient und Arzt in gleichberechtigter Partnerschaft entwickelt wird.
  3. Aufzeigen verschiedener gleichwertiger Behandlungsmöglichkeiten
  4. umfassende gegenseitige Information über Behandlungsoptionen, ihre Evidenzen, Alternativen, Vor- und Nachteile – evtl. unter Nutzung von Entscheidungshilfe-Materialien beispielsweise schriftlichen Patienteninformationen und Medizinischen Entscheidungshilfen
  5. Rückmeldung über Verständnis der Optionen und Erfragen weiterer Optionen aus Sicht des Patienten.
  6. Ermittlung der Präferenzen des Patienten beziehungsweise des Arztes.
  7. Aushandeln der Entscheidungsmöglichkeiten.
  8. Gemeinsame Entscheidung oder einseitige Entscheidung des Patienten, auch gegen den Willen des Arztes.
  9. evtl. Vertrag/Selbstverpflichtung.