Paranussbaum

Der Paranussbaum gehört zu den Topffruchtbaumgewächsen. Den botanischen Gattungsnamen Bertholletia erhielt der Baum zu Ehren des französischen Chemikers Claude Louis Berthollet. Die Samen sind als Paranuss, auch Amazonenmandel, Brasilianische Kastanie, Marahonkastanie, Brasilnuss, Juvia- oder Yuvianuss, Rahmnuss, Steinnuss oder Tucanuss bekannt. In Brasilien heißt die Paranuss castanha-do-pará, nach dem nördlichen Bundesstaat Pará. die deutsche Bezeichnung ist davon abgeleitet.

Beschreibung

Vegetative Merkmale

Paranussbäume sind halbimmergrüne, schnellwüchsige und sehr große, bis zu über 55 Meter hohe Bäume. Der Stamm ist zylindrisch mit rissiger Borke, er erreicht Brusthöhendurchmesser bis 3, in Ausnahmen bis 5 Meter. Das Kernholz ist bräunlich rosa und färbt sich unter Lichteinfluss hell kastanienfarben. Die Farbe des Splintholzes ist heller und gelblich, es ist 4-6 cm breit. Das Holz weist eine Dichte von etwa 737 kg/m3 auf. Die Tracheen sind gleichmäßig über den Querschnitt zerstreut, nur einzelne Wachstumsperioden lassen sich durch eine Zone mit geringerer Porenanzahl ablesen. Die Poren sind recht groß und nicht sehr zahlreich, sie sind meist einzeln, seltener zu zweit oder zu dritt, angeordnet. Die Länge der Tracheen beträgt etwa 0.5 mm, die Fasern werden etwa 1.7 mm lang. Die Holzstrahlen sind relativ klein und nicht sehr zahlreich. Im Parenchym tritt Kristallsand auf, die Kristalle enthaltenden Zellen treten dabei nicht einzeln, sondern zu mehreren faserförmig angeordnet auf. Quarzkristalle gibt es, im Gegensatz zu verwandten Arten, nicht.

Die Äste sind wenig verzweigt, die Blätter stehen wechselständig, gedrängt an den Zweigenden. Die ledrigen, kahlen Blätter sind länglich, die Länge beträgt etwa 20-40 cm und die Breite der Blätter beträgt 7-15 cm. Der rinnige Blattstiel ist 2-5.5 cm lang. Die Blätter sind bespitzt oder rundspitzig bis zugespitzt. Der Blattrand ist ganz oder leicht gekerbt und teils gewellt. Die Unterseite der Blätter erscheint weißlich, da sie dicht mit Papillen besetzt ist. Die Nebenblätter fehlen.

Generative Merkmale

Der Blütenstand steht meist endständig am Zweig oder erscheint aus einer Blattachsel. Er ist dicht rispig oder etwas verzweigt, ein Blütenstiel ist kaum auszumachen. Die zygomorphen Blüten sind hellgelb bis weiß, etwa 3 cm im Durchmesser. Der Kelch umschließt die gesamte Blütenknospe und öffnet sich entlang eines Schlitzes in zwei einander nicht überlappende Hälften, Lappen. Die sechs Blütenblätter bilden mit ihren unteren Hälften eine schüsselförmige Blüte, die oberen Hälften sind ausgebreitet bis umgerollt. Die fruchtbaren Staubblätter stehen in einer Vielzahl ringförmig zusammen. Ausgehend von diesem Ring wölbt sich eine Haube halbkugelförmig über die fruchtbaren Staubblätter. Im Innern ist diese Haube zuerst glatt, am Ende trägt sie unfruchtbare, nektarproduzierende, staubblattähnliche Anhängsel. An der Ansatzstelle dieser Anhängsel wird Nektar produziert. Der unterständige Fruchtknoten ist mehrkammerig mit vielen Samenanlagen.

Die holzige Frucht ist rund und etwa 10-12, gelegentlich auch bis 16 cm im Durchmesser. Jede, 500 bis 1500 Gramm schwere Frucht enthält in einer harten, dicken Schale 10-25 Samen. Die mehrsamige Nussfrucht oder eine funktionell nicht öffnende Kapsel, ähnelt von Größe und Härte der Schale etwas einer von ihrer Außenschicht befreiten Kokosnuss. Bei der Reife öffnet sich die Frucht an der stängelabgewandten Seite. Allerdings ist die Öffnung deutlich kleiner als die Samen, so dass die Frucht samt Samen zu Boden fällt. Die dreikantigen Samen sind etwa 2 × 5 cm groß, sie besitzen eine verholzte Samenschale, Keimblätter sind nicht vorhanden. Die Reservestoffe des Samens sind hier im großen Hypokotyl gespeichert. Im Gegensatz zu den meisten verwandten Arten fehlt ein Samenmantel.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 34.

Verbreitung

Das Verbreitungsgebiet liegt in den tropischen Regenwäldern Südamerikas. Es reicht im Westen bis an den Fuß der Anden, inklusive des brasilianischen Amazonastieflandes. Im Norden gibt es Vorkommen in Venezuela, Guyana, Suriname und Französisch-Guayana. Einige Vorkommen sind möglicherweise durch menschliche Nutzung und Verbreitung verursacht.

Die Standorte befinden sich auf nicht überschwemmten Flächen. Die Trockenzeit dauert im Verbreitungsgebiet etwa drei bis fünf Monate.

Lebenszyklus

Die herabgefallenen Früchte des Paranussbaums werden von Agutis aufgenagt und die Samen gefressen. Da die Agutis die nicht verzehrten Reste verteilen und vergraben, tragen diese Nagetiere entscheidend zur Verbreitung und zum Erhalt der Paranussbestände bei. Die Samen keimen erst nach 12-18 Monaten, manche auch erst nach Jahren. Die Keimung erfolgt leichter, wenn die harte Fruchtschale entfernt wurde, aber auch Samen, die nicht aus der Frucht befreit wurden, können keimen. Samen und Keimlinge sind gegen Austrocknen empfindlich, oft wachsen sie an schattigen Standorten.

Die jungen Bäume benötigen zum Wachstum Licht und sind darauf angewiesen, dass sich eine Lücke im Kronendach öffnet. Dann wachsen sie relativ schnell heran und erreichen eine Wachstumsgeschwindigkeit von 50 cm pro Jahr. Gepflanzte Exemplare mit genügend Licht erreichten nach 18 Jahren eine Höhe von 28 Metern und einen Durchmesser von 45 cm. Die Bäume können über 300 Jahre alt werden.

Am Ende der Regenzeit verlieren die Bäume einen Teil oder sogar alle ihre Blätter. Die Blüten erscheinen in der Trockenzeit. Setzt der Regen wieder ein, treiben die Bäume unterhalb der alten Blütenstände neue Zweige und Blätter aus. Die Blütezeit eines einzelnen Baumes dauert drei bis acht Wochen, die einzelne Blüte hält aber nur einen Tag. Sie öffnet sich in den frühen Morgenstunden, am Nachmittag fällt die Blüte zu Boden. Die Bestäubung geschieht durch große Insekten, die kräftig genug sind, um den Klappmechanismus der Haube auszulösen und diese anzuheben, wie etwa weibliche Orchideenbienen und andere Prachtbienen oder aus anderen Gattungen der Echten Bienen. Bombus, Centris, Epicharis, und Xylocopa. Die männlichen Orchideenbienen bestäuben wiederum die Orchideen, die auf dem Paranussbaum wachsen. Bis zur Reife der Baumfrucht vergehen 14-15 Monate, so dass die Früchte zu Beginn der Regenzeit herabfallen.