Ölligsbirne

Die Ölligsbirne ist eine alte rheinische Regionalsorte der Kultur-Birne. Weitere synonyme Bezeichnungen sind Öllichsbirne oder Ollechsbirne. Der Name kommt vom rheinischen Öllisch oder Öllich für Zwiebel und bezieht sich auf die Form der Früchte.

Herkunft und Verbreitung

Die genaue Herkunft der ‚Ölligsbirne‘ ist nicht bekannt. Ihre Hauptverbreitung hat sie heute im Rhein-Sieg-Kreis, wo noch einzeln alte Bäume auf Obstwiesen, in Alleen und Gärten stehen. Ein Teil der Altbäume einer landschaftsprägenden Birnenallee bei Hennef-Söven zum Beispiel besteht, neben weiteren Regionalsorten wie der ‚Rheinbirne‘, aus ‚Ölligsbirnen‘. Im Landkreis Ahrweiler und bei Trier findet man sie ebenfalls, vermutlich kommt sie auch etwas weiter rheinaufwärts vereinzelt vor.

Beschreibung

Erscheinungsbild

Die ‚Ölligsbirne‘ wächst sehr stark und kann zu großen, imposanten Bäumen mit hochkugeliger Baumkrone heranwachsen. Die Baumkrone ist dicht und besitzt viele starke, steile Seitenäste, meist ohne dabei einen dominierenden Mittelstamm zu bilden. Auffällig ist der drehwüchsige Stamm mit grober Borke, durch den sie sich von den meisten anderen Birnensorten unterscheiden lässt. Auch alte Bäume sind sehr vital und bilden nach dem Schnitt kräftig Neutriebe. Die Bäume können weit über 100 Jahre alt werden, bei einzelnen alten Bäumen wird auch ein Alter von bis zu 200 Jahre nicht ausgeschlossen.

Sorteneigenschaften

Im Vergleich zu anderen Birnensorten blüht die ‚Ölligsbirne‘ eher spät. Die Sorte ‚Ölligsbirne‘ ist nicht anfällig auf Schorf und Obstbaumkrebs.

Frucht

Die kleinen, langgestielten Früchte sind variabel geformt, von kreiselförmig über kugelig bis flachgedrückt, oft auch unförmig. Im reifen Zustand sind sie hellgrün bis gelb, sonnenseitig färben sie sich rötlich braun. Die Früchte sind fest und werden erst mit fortschreitender Reife druckanfällig. Das feste, weißgrünliche Fruchtfleisch ist saftig, süß und aromatisch, zugleich gerbsäurehaltig. Die trockene, samtig raue Schale stört etwas beim Verzehr. Die reifen Früchte fallen vom Baum, sodass sie nicht gepflückt, sondern nur noch aufgesammelt werden müssen. Kühl gelagert sind die Früchte bis ins Frühjahr haltbar.

Nutzung

Die ‚Ölligsbirne‘ ist ein Wirtschaftsobst, deren Früchte früher vor allem zu Birnenkraut verarbeitet wurden. Wie Apfelkraut war Birnenkraut eine rheinische Spezialität, die heute jedoch weitgehend in Vergessenheit geraten ist. Von den einst vielen Krautfabriken des Rheinlandes sind nur einzelne geblieben. Daneben ist sie auch als Kochbirne geeignet, außerdem lässt sich aus den Früchten ein guter Obstbrand herstellen.