Niembaum

Der Niembaum ist eine der zwei Arten der Gattung Azadirachta innerhalb der Familie der Mahagonigewächse. Die wirkstoffreichen Pflanzenteile finden Verwendung in Medizin und Landwirtschaft.

Beschreibung

Vegetative Merkmale

Der Niem ist ein schnellwachsender, immergrüner Baum, der durchschnittlich Wuchshöhen von meist 15 bis 16, oder bis 20 Metern – unter günstigen Bedingungen bis zu 40 Meter – erreicht. Der Stamm erreicht Durchmesser von bis zu 60 Zentimetern und ist im Allgemeinen relativ kurz und selten höher als 3.5 Meter. Er kann bis zu 200 Jahre alt werden. Unter ungünstigen Bedingungen verliert der Baum seine Blätter, um sich vor Austrocknung zu schützen. Die Äste sind weitverzweigt, die Baumkrone ist rund bis oval mit dichtem Blattwuchs. Bei freistehenden Bäumen kann der Durchmesser der Krone durchaus seiner Höhe entsprechen. Die Rinde der Zweige ist kahl. An der ersten Verzweigung ist die Rinde hart und zwischen weißlichgrau bis rötlichbraun gefärbt. Die äußeren Holzschichten sind hell, die inneren rötlich. Wenn die inneren Holzschichten mit Luft in Berührung kommen, färben sie sich rötlichbraun. Das Wurzelsystem besteht aus einer starken Hauptwurzel, die doppelt so tief in das Erdreich reichen kann wie der Baum hoch ist, sowie einem verzweigten Wurzelsystem.

Der Baum führt ein Gummi.

Die wechselständig an den Zweigen angeordneten Laubblätter sind Blattstiel und Blattspreite gegliedert und sind insgesamt 20 bis 40 Zentimeter lang. Der 3 bis 7 Zentimeter lange Blattstiel ist an seiner Basis verdickt. Die meist unpaarig, selten paarig gefiederte Blattspreite besteht aus 19 bis 31 Fiederblättchen. Die etwa gegenständigen Blättchen sind nur 1 bis 2 Millimeter lang gestielt. Die mittel- bis dunkelgrünen, oft etwas gebogenen, schiefen, an der Basis sehr asymmetrischen Fiederblättchen sind bei einer Länge von meist 5 bis 7 Zentimetern sowie einer Breite von 1.5 bis 4 Zentimetern eilanzettlich oder eiförmig mit zugespitztem oberen Ende und gesägtem oder gekerbtem bis gezähntem Rand. Die Laubblätter riechen, wenn sie verletzt werden, nach Knoblauch. Die Junge Laubblätter sind oft rötlich bis purpurfarben. Am Blattstiel können Drüsen vorkommen.

Blütenstand und Blüten

150 bis 250 Blüten befinden sich an einem 25 bis zu 30 Zentimeter langen, rispigen, bis zu dreifach verzweigten Blütenstand. Der Niembaum ist andromonözisch. jedes Baumexemplar entwickelt also sowohl männliche als auch zwittrige Blüten. Die zwittrigen Blüten sind zudem protandrisch, also vormännlich.

In Australien reicht die Blütenzeit von Winter bis zum Frühling in der Trockenzeit. Die Blüten sind radiärsymmetrisch und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Die süßlich wohlriechenden Blüten sind 5 bis 6 Millimeter lang und haben einen Durchmesser von 8 bis 11 Millimetern. Die fünf flaumig behaarten Kelchblätter sind bei einer Länge von etwa 1.5 Millimetern verkehrt-eiförmig mit gerundetem Ende und der Rand ist bewimpert. Die fünf weißen Kronblätter sind bei einer Länge von 4 bis 6 Millimetern verkehrt-eiförmig bis länglich oder länglich-spatelförmig mit bewimperten Rand. Die zehn Staubblätter sind zu einer rippigen und gezähnten, etwa 5 Millimeter langen Staminalröhre verwachsen. Die basifixen Staubbeutel sind länglich. Die Staminalröhre umgibt den oberständigen, fast kugeligen und dreikammerigen Fruchtknoten. Der etwa 2.5 Millimeter lange Griffel endet in einer dreiteiligen Narbe. Es ist ein Diskus vorhanden.

Frucht

In Australien reifen die essbaren Früchte von Februar bis März. Die einsamige, bei Reife grünlich-gelbe bis gelbe Steinfrucht ist länglich oder ellipsoid bis kugelig. Die kahle, olivenähnliche Steinfrucht ist, wenn sie reif ist, etwa 1.3 bis 2.5 Zentimeter lang und 1 bis 1.5 Zentimeter im Durchmesser und orange-gelb mit einem großen Steinkern. Die Fruchthaut ist dünn und zäh, das durchsichtige, gelatinöse bis gelblich-fibröse Fruchtfleisch ist bitter-süß im Geschmack. Die Frucht enthält meist einen, in seltenen Fällen auch mehrere Samen.

Chromosomenzahl

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 28.

Ökologie

Bereits nach vier Jahren trägt ein Niembaum erstmals Früchte. Nach zehn Jahren liefert er 40 bis 50 Kilogramm Früchte und erreicht damit seinen vollen Fruchtertrag. Werden die Früchte von Tieren gefressen, scheiden sie die unverdaulichen Kerne meist wieder aus. Die Samen überstehen den Verdauungstrakt der Tiere problemlos und keimen nach dem Ausscheiden.

Inhaltsstoffe

Obwohl der Niembaum seit Jahrzehnten untersucht wird, sind viele seiner Wirkstoffe noch nicht vollständig erforscht. Niem enthält über 100 verschiedene chemische Inhaltsstoffe, die sich zudem im Stamm, der Rinde den Blättern und Früchten unterschiedlich zusammensetzen. Von vielen dieser sehr komplexen Inhaltsstoffe sind nur ungefähre Näherungswerte der Strukturformeln bekannt.

Ein besonders wichtiger Inhaltsstoff ist das insektizid wirkende Azadirachtin. Er wird aus dem Niemöl gewonnen, welches man aus den Samen presst. Weitere wichtige Inhaltsstoffe sind Salannin, Meliantriol, Nimbin und Nimbidin.

Eine Zusammenfassung der Inhaltsstoffe des Niembaums:

Die Rinde des Niembaums enthält:

  • 3,43 % Protein,
  • 0.68 % Alkaloide
  • 4.16 % Mineralien.
  • Nimbin,
  • Nimbidol,
  • Nimbidin,
  • Nimbosterol,
  • Bitterstoff,
  • Polysaccharide,
  • Galloketechin,
  • Epikatechin,
  • Eligallokatechin
  • Phenole

Niemblätter bestehen aus:

  • cirka 20 % Faserstoffen,
  • 50 % Kohlenhydraten,
  • 15 % Proteinen,
  • 5 % Fett,
  • 8 % Asche,
  • 2 % Calcium,
  • Nimbidol
  • Nimbin
  • Nimbidinat
  • essentielle Aminosäuren,
  • Karotinoide,
  • Ascorbinsäure