Moltebeere

Die Moltebeere, auch Multebeere, Multbeere, Schellbeere, Sumpfbrombeere, Torfbeere oder Nordic Berry genannt, ist eine Pflanzen-Art aus der Gattung Rubus. Sie ist einziger Vertreter der Untergattung Chamaemorus und gehört zur Unterfamilie der Rosoideae innerhalb der Familie der Rosengewächse. Die Moltebeere kommt im Norden Amerikas, Europas und Asiens vor. Sie ist in Mitteleuropa sehr selten. Es gibt keine Vorkommen in Österreich und der Schweiz. Die sehr geringen Vorkommen in Norddeutschland sind streng geschützt. Die Bekanntheit wuchs mit der Abbildung der Moltebeere auf der finnischen 2-Euro-Münze. Diese Pflanzenart ist ein Wahrzeichen Lapplands.

Name

Der botanische Name entstammt dem Griechischen: chamai = auf der Erde und mōros = Maulbeere/Brombeere, bedeutet also Bodenbrombeere. Die Bezeichnung Molte- ist in den skandinavischen Sprachen verbreitet und kam über das Dänische ins Deutsche. Der Begriff ist verwandt mit dem Wort schmelzen und bezieht sich auf die im Reifezustand sehr weiche Frucht. Auf Norwegisch heißt sie ähnlich wie im Dänischen und Deutschen, auf Finnisch wird sie als Lakka, in Nordfinnland auch als Hilla bezeichnet. Im Schwedischen nennt man sie Hjortron und im Estnischen Murakas. Im Englischen ist der Name Cloudberry oder Bakeapple gebräuchlich, im Französischen Plaquebière oder Chicouté. Daneben finden sich zahlreich regionale Namen.

Pflanzenbeschreibung

Die Moltebeere ist eine mehrjährige Pflanze und erreicht Wuchshöhen zwischen 5 und 25 Zentimetern. In Gesellschaft mit Zwergsträuchern wie Rauschbeere, Sumpfporst werden auch Wuchshöhen bis 45 cm beobachtet. Aus einer unterirdischen Grundachse treiben aufrechte, unverzweigte, nicht verholzende und unbedornte Stängel. Die wechselständigen Laubblätter sind schwach handförmig, fünf- bis siebenlappig und am Rand gesägt. Am Blattansatz befindet sich ein wenige Millimeter großes Nebenblatt. Die Blätter sind bis zu 20 Zentimeter breit. Im Herbst verfärbt sich das Laub stark rot.

Ab Mitte Mai bilden sich weiße, gelegentlich auch rötliche, einzeln endständige Blüten mit je vier bis acht, meist fünf, Kron- und Kelchblättern. Sie sind kurzlebig und bei Regen schnell entblättert. Die Pflanze ist zweihäusig diözisch. Die weibliche Blüte trägt zahlreiche grünliche Fruchtblätter, die männliche Blüte viele Staubfäden mit gelben Staubbeuteln. Die Bestäubung erfolgt durch Insekten. Die Blütezeit reicht bis Ende Juni, entsprechend ungleichzeitig ist auch die Reife der Früchte. Bis zum Juli reifen Sammelsteinfrüchte mit einer Größe bis zu 2.5 Zentimeter, bestehend aus bis zu 25 Steinfrüchtchen. Die reifenden Früchte sind zunächst grünlich und vollständig von den Kelchblättern umschlossen, dann blassrot, schließlich gelborange. Bei geringer Sonneneinstrahlung wird das rote Stadium übersprungen. Sobald sich die äußeren Blütenhüllblätter von der Frucht wegrollen, ist die Moltebeere reif. Dann ist sie sehr weich und entsprechend schwer zu pflücken. Daher werden oft unreife Früchte gepflückt, die dann an der Sonne nachreifen.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 56.

Verbreitungsgebiet

Das Hauptverbreitungsgebiet der Moltebeere liegt in borealen und zirkumpolaren Zonen zwischen 78° und 54° nördlicher Breite in den vier nordeuropäischen Staaten Russland, Schweden, Finnland und Norwegen sowie in Schottland und England. Einzelne Vorkommen finden sich auch in West-, Mittel- und Osteuropa sowie etwas häufiger im Baltikum als eiszeitliche Überreste, sogenannte Glazialrelikte. In Grönland erreicht sie ihren nördlichsten Verbreitungspunkt. Das südlichste Vorkommen liegt in den Sudeten, sowohl in Polen als auch in Tschechien, im Riesengebirge.

In Nordamerika wächst sie von Kanada bis in die USA, ist aber vielfach bereits bedroht. Auch in Sibirien und Nordjapan ist sie heimisch.

In Deutschland kommt die Art nur noch in Niedersachsen in Moorgebieten an Weser und Elbe vor, zum Beispiel im Plackenmoor, wo die Bestände zumeist durch Verbuschung bedroht sind. Die Moltebeere ist in Deutschland nach der Bundesartenschutzverordnung streng und besonders geschützt.

Standortbeschreibung

Die Moltebeere wächst in Regenmooren auf erhöhten Torfmooskuppen und an trockeneren Regenmoorrändern, in Zwischenmooren und Heiden bis in eine Höhe von zirka 1400 Meter. In Skandinavien kommt sie außerdem in lichten Wäldern und an Waldrändern vor. Die Moltebeere erträgt nämlich große Kälte im Winter, reagiert aber sehr empfindlich auf Kälteeinbrüche nach Beginn ihrer Vegetationsphase, so dass ihr in südlicheren Lagen ein paar schöne Sonnentage im April schon zum Verhängnis werden, weshalb sie dort nur im Halbschatten wächst. Sie gedeiht auf sauren Böden, toleriert bis zu −38 °C Kälte und leichte bis mittelschwere Waldbrände, reagiert aber empfindlich auf Salze. In Regenmooren ist die Moltebeere Bestandteil der Bunten Torfmoosgesellschaft und ist hier unter anderen mit Torfmoosen wie Sphagnum magellanicum sowie der Moosbeere in Gesellschaft. In Mitteleuropa kommt sie vor in Gesellschaften der Klasse Oxycocco-Sphagnetea.

Ökologie

Die Moltebeere ist eine robuste Pflanze, wie viele Rosengewächse aber unter anderem anfällig für Sternrußtau und die Brennfleckenkrankheit.

Die Moltebeere ist Futterpflanze für etliche Schmetterlingsraupen, beispielsweise für jene des Kleinen Nachtpfauenauges. Verschiedene Tiere schätzen die Beeren als Nahrung. Aus Jakutien wird berichtet, dass Braunbären bereitwillig große Entfernungen in der Tundra zurücklegen, um an die Früchte zu gelangen.