Mispel

Die Mispel, Echte Mispel oder Gemeine Mispel ist eine Pflanzenart der Kernobstgewächse in der Familie der Rosengewächse. Es handelt sich um einen sommergrünen Baum mit krummem Stamm und breiter Krone, der essbare Früchte trägt. Weitere deutsche Namen sind: Gemeine Mispel, Deutsche Mispel, Mispelche. Asperl, Aschperln, Hespelein. Dürgen, Dörrlitzen, Dürrlitzen. Hundsärsch, in der Innerschweiz Näschpli.

Beschreibung

Die Mispel ist ein kleinwüchsiger, bis 5-6 Meter hoher, laubabwerfender Baum mit unregelmäßig geformtem Stamm, der einen Durchmesser von 20 bis 25 Zentimeter, selten bis 50 Zentimeter erreicht. Die Krone ist ausladend und annähernd rund. Meist sind die Bäume breiter als hoch. Die etwas raue Borke ist bräunlich-grau und blättert im Alter in kleineren Platten ab. Mispeln haben eine stark verzweigte, weitreichende und eher flache Bewurzelung.

Das Holz ist sehr hart, zerstreutporig und von feiner Textur. Das Splintholz ist weiß mit leicht rosa Tönung, das Kernholz ist bräunlich. Die Jahresringe sind gut zu erkennen. Das Verzweigungssystem ist in Lang- und Kurztriebe unterteilt, wobei nur letztere Früchte hervorbringen. Die schwach filzig behaarten Jungtriebe der Wildform tragen Dornen, die bei Kulturformen fehlen.

Als Chromosomenzahl werden 2n = 32 oder 2n = 34 angegeben.

Knospen und Blätter

Die Winterknospen sind spitz eiförmig, werden 3 bis 5 Millimeter lang und haben gekerbte, rötlichbraune, am Rand fast schwarze, aber hell bewimperte Knospenschuppen. Die wechselständigen, einfachen und kurz gestielten Laubblätter sind eilanzettlich bis verkehrt-eilanzettlich oder elliptisch bis lanzettlich und abgerundet bis rundspitzig oder spitz bis zugespitzt. Die Oberseite ist dunkelgrün, die Unterseite etwas heller und filzig behaart. Die Blattspreite ist 6 bis 12 Zentimeter lang und 2 bis 4 Zentimeter breit, der Blattrand ist ganz bis teils gesägt. Die Blattstiele sind kurz und haarig. Die zwei eiförmigen, haltbaren Nebenblätter besitzen eine aufgesetzte Stachelspitze und einen drüsig bewimperten Rand.

Blüten und Früchte

Die Blüten sind die normalen zwittrigen, radiärsymmetrischen Blüten mit doppelter Blütenhülle der Rosengewächse. Sie stehen einzeln an den Kurztrieben und sind auffallend groß, mit einem Durchmesser von 3 bis 5 Zentimeter. Die fünf Kelchblätter sind schmal, eilanzettlich bis pfriemlich und auf der Außen- und Innenseite behaart. Sie stehen zwischen den deutlich kürzeren Kronblättern. Die fünf freien, rundlichen Kronblätter sind weiß oder etwas rosafarben. Die 30 bis 40 freien Staubblätter besitzen gelbe bis rote Staubbeutel. Es sind üblicherweise fünf freie bis an der Basis verwachsene Griffel vorhanden. Der mehrkammerige Fruchtknoten ist unterständig. Es ist ein Diskus vorhanden. Selbstbestäubung ist die Regel. Die deutsche Mispel blüht im Mai und Anfang Juni.

Die orange-braunen bis braunen Apfelfrüchte werden gegen Ende Oktober, Anfang November reif. Die Früchte sind kugelig und teils etwas abgeflacht, mit den deutlich erkennbaren langen Kelchblättern an der Spitze. Auch können Griffel- und Staubblattreste vorhanden sein. Die Früchte sind oben offen und im oberen Bereich ohne Schale und nur von Diskus- und Achsengewebe bedeckt. Die Frucht ist stark von Stützgewebe durchsetzt, was ihr den Namen Steinapfel einbrachte. Die kleineren Früchte der Wildform haben einen Durchmesser von 1.5 bis 3 Zentimeter und eine Länge von 1.6 bis 2.4 Zentimeter, bei Kulturformen beträgt der Durchmesser 3 bis 6.5 Zentimeter, selten 7 bis 8 Zentimeter. Die Früchte sind mehr oder weniger behaart und feinwarzig. Es werden 2-5 runzlig-rippige, orange-braune und eiförmige, sehr harte Steinkerne gebildet, die vom fleischigen Gewebe umschlossen bleiben. Sie sind bis etwa 8-10 Millimeter lang. Die kantigen Samen darin sind bis 6 Millimeter lang.

Verbreitung und Standortansprüche

Da die Mispel bereits früh kultiviert wurde, kann das natürliche Verbreitungsgebiet nicht mit Sicherheit angegeben werden. Als natürliches Areal gelten Westasien, der Kaukasus, Turkmenistan, die Ukraine, Griechenland, Bulgarien und Italien. Kultiviert wurde die Art auch außerhalb ihres natürlichen Areals, so in Mittel- und Südeuropa, im Süden Englands und auf den Kanalinseln. Sie wurde auch in den USA, in Südamerika, in Nord- und Südafrika, Australien und Neuseeland angebaut. Heute werden die Mispeln zur Obstgewinnung wieder in größerem Umfang um den Vierwaldstättersee in der Innerschweiz angebaut. In Deutschland werden mehrere Mispelvorkommen durch die Stadt Heidelberg in einem Erhaltungsprogramm gefördert. Die Mispel entwickelt sich am besten unter temperaten und submediterranen Klimabedingungen. Sie stellt nur geringe Standortansprüche und kann unter günstigen Bedingungen alt werden. Es sind mehrere über 70 Jahre alte Bäume bekannt, in England auch über 300 Jahre alte Bäume. Als für das Wachstum günstige Lufttemperaturen werden 18 bis 20 °C genannt, Kälte von bis zu −20 °C wird vertragen. Spätfröste richten kaum Schaden an. In Italien wächst die Wildform in Gebieten mit Jahresniederschlägen von 700 Millimeter in Höhen von 0 bis 1100 Metern. Die Art wächst auf verschiedenen Böden, sofern der pH-Wert zwischen 6 und 8 liegt, sie wächst aber meist auf kalkarmen Böden und bevorzugt frische, gut drainierte Lehmböden. Sie gedeiht hauptsächlich in Gesellschaften der Ordnung Prunetalia, kommt aber auch in Gesellschaften der Verbände Carpinion oder Quercion roboris-petraeae vor.

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt &amp. al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 2, Lichtzahl L = 3, Reaktionszahl R = 3, Temperaturzahl T = 4+, Nährstoffzahl N = 3, Kontinentalitätszahl K = 2.

Vermehrung

Die Wildformen vermehren sich generativ, die Samen bleiben 18 bis 20 Monate keimfähig. Sie werden durch Vögel und Eichhörnchen verbreitet, wahrscheinlich auch durch Rehe und Wildschweine. Kulturformen werden durch Okulation und durch Pfropfen auf verschiedenen Unterlagen wie Weißdorne, Birnen, Quitten, Ebereschen vermehrt.