Die Holunder bilden eine Pflanzengattung in der Familie der Moschuskrautgewächse. Die Gattung enthält weltweit etwas mehr als zwanzig Arten, von denen drei in Mitteleuropa heimisch sind. Am bekanntesten von diesen drei Arten ist der Schwarze Holunder, der im heutigen Sprachgebrauch meist verkürzt als Holunder, in Norddeutschland oft auch als Fliederbeerbusch und in der Pfalz, Altbayern und Österreich als Holler oder in der Schweiz und im Schwäbischen als Holder bezeichnet wird. Daneben gibt es den ebenfalls strauchförmigen Roten Holunder und den staudenförmigen Zwerg-Holunder. Die Arten wachsen im gemäßigten bis subtropischen Klima und in höheren Lagen von tropischen Gebirgen.
Holunder-Arten sind meist verholzende Pflanzen und wachsen als Halbsträucher, Sträucher oder kleine Bäume. Sie erreichen meist Wuchshöhen von 1 bis 15 Metern und sind oft sommergrün.
Die gegenständigen Laubblätter sind unpaarig gefiedert und bestehen aus drei bis neun elliptischen, meist gesägten Fiederblättchen. Manchmal kann man an den basalen Fiederpaaren Ansätze zu sekundärer Fiederung erkennen. Die Nebenblätter sind groß bis unauffällig oder fehlen, manchmal sind sie zu Drüsen oder einem Haarsaum reduziert.
In endständigen, schirmtraubigen oder rispigen Blütenständen stehen viele Blüten zusammen.
Die zwittrigen Blüten sind meist radiärsymmetrisch und drei- bis fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Die drei bis fünf winzigen Kelchblätter sind zu einer kurzen Röhre verwachsen. Die drei bis fünf meist weißen Kronblätter sind kurz verwachsen. Es ist nur ein Kreis mit fünf Staubblättern vorhanden, die in der Basis der Krone inseriert sind. Die Staubbeutel sind länglich. Drei bis fünf Fruchtblätter sind zu einem drei- bis fünfkammerigen Fruchtknoten verwachsen. Je Fruchtblatt ist nur eine Samenanlage vorhanden. Der sehr kurze Griffel endet in drei bis fünf kopfigen Narben.
Die Blütenformel lautet ⋆ K G {displaystyle star . K_{}.{}. G_{}} .
Die beerenähnlichen Steinfrüchte können bei Reife schwarz, blau oder rot sein und enthalten drei bis fünf Samen. Die Samen besitzen eine häutige Testa.
Rinde und Mark enthalten Calciumoxalat-Kristalle.
Der Gattungsname Sambucus wurde 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, Band 1, S. 269-270 erstveröffentlicht. Als Lectotypus wurde festgelegt.
Die Stellung der Gattung Sambucus im Pflanzensystem ist seit langer Zeit umstritten. Die Botaniker der Angiosperm Phylogeny Group haben die Gattung heute in die Familie der Moschuskrautgewächse eingegliedert. Davor gehörte sie lange Zeit zur Familie der Geißblattgewächse, von der sie sich jedoch in zahlreichen Punkten deutlich unterschied. Der Versuch einer neuen Gruppierung führte um 1900 sogar dazu, dass eine eigene Familie Sambucaceae Batsch ex Borkh. reaktiviert wurde, sodass die Gattung Sambucus lange Zeit alleine die monogenerische Familie Sambucaceae bildete.
Es gibt etwas mehr als 20 Sambucus-Arten:
Nicht nur Bäume waren Gegenstand religiöser, mythologischer und abergläubischer beziehungsweise volksgläubiger Vorstellungen, auch andere Pflanzen wie der Holunderbusch, für den sich sowohl positive wie negative Konnotationen festhalten lassen.
In der nordischen Mythologie der Germanen existierte die Vorstellung, dass Freya, die Beschützerin von Haus und Hof, sich den Holunderbusch zum Wohnsitz auserwählt habe. Die Göttin der Quellen und Brunnen, Holla, wurde unter dem Hollerbusch um die Fruchtbarkeit der Felder gebeten. An der Blüte des Holunders meinten die Bauern zudem, die Reichhaltigkeit der nachfolgenden Ernte ablesen zu können. Die Vorstellung, dass im Holunder die guten Geister wohnten, war bei Griechen, Römern und Germanen gleichermaßen bekannt, mit der Folge, dass es Sitte gewesen sei, den Holunder in der Nähe des Hauses zu pflanzen. allerdings niemals unter dem Schlafzimmer, da der schwere, süßliche Duft der Blüten benommen mache. Außerdem galt ein bei der Bestattung auf das Grab gestecktes Kreuz aus Holunder, das nach einiger Zeit wieder grünte, als Zeichen dafür, dass dem Verstorbenen ein seliges Jenseits beschieden war. Im Schweizer Alpenraum galt der Holunderbaum auch als Tor zum Jenseits, besungen im mythologischen Baumlieder-Album von Roland Zoss.
Der ebenfalls existierende Holunder-Beiname Baum des Teufels ist hingegen mit dem Christentum verbunden: Judas Iskariot soll sich nach dem Verrat an Jesus an einem Holunder erhängt haben. Weitere negativ konnotierte mit dem Holunder verknüpfte Vorstellungen, die als Aberglaube beziehungsweise Volksglaube bezeichnet werden können, sind:
Peter Kurz, Michael Machatschek und Bernhard Igelhauser bezeichnen den Holunder mit Blick auf die dem Holunder im Volks- und Aberglauben der Landbevölkerung zugeschriebenen Heilwirkungen als Apotheke des Einödbauern. Insbesondere der berühmte Fliedertee wurde Grundbestandteil der sogenannten Bauernapotheke. Vor diesem Hintergrund werden folgende Praktiken genannt:
Als mit bestimmten Zeitpunkten und Orten verknüpfte magische Heilwirkungen sind zu nennen:
Holunderbeeren enthalten im unreifen Zustand Sambunigrin und sind damit giftig. Der Verzehr unreifer Beeren kann Übelkeit verursachen. Reife Früchte sind größtenteils frei vom Sambunigrin, können aber bei empfindlichen Menschen dennoch Übelkeit auslösen, so dass die Beeren erst durch Erhitzen allgemein genießbar werden. Holunder wird oft zu Gelee, Marmelade oder Getränken wie Holunderbeersaft verarbeitet.
Holunderbeeren enthalten je 100 Gramm 18.4 g Kohlenhydrate, 0.5 g Fett und 0.66 g Eiweiß. Der Nährwert beträgt 306 kJ. Die Beeren enthalten vor allem größere Mengen an Vitamin C und Vitamin B6, daneben kommen auch noch einige andere B-Vitamine in nennenswerten Mengen vor.