Granatapfel

Der Granatapfel, Übersetzung von lateinisch malum granatum, ist eine Pflanzenart, die der Familie der Weiderichgewächse zugerechnet wird. Die aus zwei Arten bestehende Gattung Punica bildet alleine die Unterfamilie Punicoideae S. A. Graham, Thorne &amp. Reveal, manche Autoren führen sie auch noch als eigene monotypische Familie Punicaceae Horan. Ihre Frucht wird in der Küche verwendet. Das Verbreitungsgebiet des Granatapfels liegt in West- bis Mittelasien. heute wird er unter anderem im Mittelmeerraum angebaut. Ursprünglich stammt der Granatapfel jedoch aus den Gebieten von Iran, Afghanistan und Nordindien.

Der Gattungsname Punica leitet sich von lateinisch punicus, punisch ab und geht auf die römische Bezeichnung für die Phönizier zurück. Lateinisch wurde der Granatapfel auch Malum punicum genannt. Der deutsche Trivialname Granatapfel und der lateinische Artname granatum wurde wegen der zahlreichen in den Früchten enthaltenen Samenkörner geprägt.

Beschreibung

Erscheinungsbild und Blatt

Der Granatapfel wächst als sommergrüner kleiner Baum und wird oft als Strauch kultiviert. er erreicht Wuchshöhen bis zu 5 Metern aber auch höher, wird bis zu 3 Meter breit und kann einige hundert Jahre alt werden. Die Pflanzenteile sind kahl. Die Rinde ist rotbraun bis grau, anfänglich glatt, später furchig, schuppig. Die jungen Zweige sind oft vierkantig, später werden sie grau-braun, stielrund und enden oft in einem Dorn. Er ist normalerweise laubabwerfend aber auch immergrün.

Die gegenständigen auch wirteligen oder kreuzgegenständigen, ganzrandigen Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Die kurzen Blattstiele sind 2 bis 10 Millimeter lang. Die einfache, oberseits glänzende, dunkelgrüne, unterseits blassere und mattere, wachsig-lederige, teils asymmetrische Blattspreite ist bei einer Länge von 2 bis 9 Zentimetern sowie einer Breite von 1 bis 2 Zentimetern lanzettlich, eilanzettlich bis verkehrt-eilanzettlich oder länglich mit sich verschmälernder Spreitenbasis und stumpfem bis rundspitzigem oder spitzem bis stachelspitzigem oberen Ende. Nebenblätter fehlen, die Nervatur ist gefiedert mit auffälliger, oberseits eingedrückter und unterseits erhabener Mittelader. Die jungen Blätter sind teils rötlich-grün, im Herbst färben sich die Blätter gelb.

Es gibt auch strauchige Zwergformen mit einer Höhe bis zu etwa 1 bis 1.5 Metern, beispielsweise den Zwerggranatapfelbaum.

Blüte

Die Blütezeit liegt normalerweise im Frühjahr und Sommer, in China zwischen März und Juli, in manchen Regionen sind 2 bis 3 Blütezeiten üblich. Die geruchlosen Blüten stehen endständig einzeln oder in kleinen Gruppen an den Zweigenden. Die bei einer Länge von 3.5 bis 7 cm sowie einem Durchmesser von 3 bis 4 cm relativ großen, mehrheitlich zwittrig urnenförmigen oder auch unfruchtbar männlich glockenförmigen Blüten sind fünf- bis neunzählig mit doppelter Blütenhülle. Auch gibt es noch dazwischenliegende, röhrenförmige, teilweise fruchtbare Blüten, mit verkürztem Griffel. Die fünf bis neun an der Basis verwachsenen, wachsig-ledrigen 2 bis 4 cm langen, fleischigen Kelchblätter sind normalerweise orangerot bis hellgelb. Sie sind aufrecht-dreieckig, mit ausgebogenen Zipfeln und formen basal einen etwa 2 bis 3 cm langen und bis 1.5 cm breiten Kelch. Die fünf bis neun roten, orangen, selten weißen. mit hellgelben Kelchblättern und freien, rüschigen, zarten Kronblätter sind bei einer Länge von 1.5 bis 3 cm sowie einer Breite von 1 bis 2 cm verkehrt-eiförmig mit gerundetem oder stumpfem oberen Ende. Die sehr vielen Staubblätter sind kreisig angeordnet und können die Blütenkrone überragen. Die dorsifixen Staubbeutel sind gelblich-weiß und die Staubfäden rötlich-orange. Der Granatapfel ist selbst- oder fremdbestäubt.

Der unterständige Fruchtknoten ist 8- bis 13-kammerig. Die verwachsenen Fruchtblätter sind überlagert, in verschiedenen Wirteln, in dem Fruchtknoten angeordnet. Die Plazentation ist bei den unteren zentralwinkelständig, bei den oberen parietal. Die Narbe ist kopfig, dreilappig und liegt tiefer als die Staubbeutel.

Es gibt auch teilweise fruchtbare Zier-Granatäpfel in teils anderen Farben, bei denen die Staubblätter ganz oder teilweise in mehr Blütenblätter umgewandelt sind.

Frucht und Samen

Die bei einem Durchmesser von normalerweise 5 bis 12 cm und 150-500 Gramm schwere, aber auch bis 20 cm große und 500 bis über 1000 Gramm schwere, kugelige, apfelähnliche, anfangs grüne, später orangerote, rote bis gelb-grüne oder gelblich-braune, auch schwarz-violette Frucht ist der Grenzfall einer ledrigen Beere, da das Fruchtfleisch nicht fleischig ist, aber nicht verholzt. Diese spezielle Fruchtform des Granatapfels wird auch als Balausta oder Balaustia bezeichnet.

Der Granatapfel ist eine Scheinfrucht, die aus den Kelchblättern, dem Blütenboden und dem Gynoeceum gebildet wird. Sie ist gekrönt von den haltbaren, manchmal einen Kragen oder eine Spitze ausformenden Kelchzipfeln und den haltbaren Staubblättern. Das weißlich-hellrötliche, bittere, schwammige Mesokarp wird – wie bei den Citrusfrüchten – als Albedo bezeichnet. Dieses ist in einzelne Kammern unterteilt, in denen sich die Samen befinden. Die Trennwände dieser Kammern werden als Membrane bezeichnet.

Die kantigen, polyhedralen, rubinroten bis rosafarbenen oder gelblich-weißen Samen sind mit einer glasigen, leicht durchscheinenden, saftig-prallen, herbsüßen Samenhülle umgeben, die bei Druck leicht zerplatzt. Die Samen mit Hüllen sind bis zu 15 mm lang und cirka 5 bis 10 mm breit, die eigentlichen, weichen bis harten Samen sind eiförmig und weißlich und etwa 6 bis 10 mm lang und 2 bis 5 mm breit. Die Frucht enthält etwa 200 bis über 1000 Samen. Die Tausendkornmasse ohne fleischige Samenhülle beträgt cirka 30 bis 40 Gramm, mit beträgt sie cirka 370 bis 400 Gramm.

Die Frucht öffnet sich bei Vollreife unregelmäßig. Die Früchte reifen nach der Ernte nicht nach, sie zählen zu den nichtklimakterischen Früchten. Die Zeit bis zur Fruchtreife nach der Blütezeit beträgt etwa 130 bis 175 oder etwas mehr Tage.

Chromosomensatz

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 16 oder 18.

Verbreitung

Das Verbreitungsgebiet des Granatapfels liegt im westlichen bis mittleren Asien, von der Türkei über den Kaukasus sowie Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan östlich bis in den Iran, Afghanistan, Pakistan und China.

Im Mittelmeerraum und im Nahen Osten, beispielsweise in Aserbaidschan, im Iran, in Armenien, Ägypten, Spanien, Marokko, Tunesien, Syrien, Palästina, Israel und in Anatolien, wird der Granatapfel seit Jahrtausenden kultiviert. In Indien wird der Granatapfel als Gewürz angebaut. Auch in Fernost-Asien tritt der Granatapfel auf. In Indonesien ist er als delima bekannt. Er wird heute auch in den USA, Chile, Südafrika, Australien, Argentinien und Brasilien angebaut.

Einige Sorten des Granatapfels gedeihen in wintermilden Regionen Mitteleuropas. Ein Strauch blüht zum Beispiel im Vorgarten des Museums für Kunstgewerbe in Budapest oder im Botanischen Garten in Halle. Im Zuge der spanischen Kolonialisierung gelangte der Granatapfel in die Karibik und nach Lateinamerika. Generell ist die kultivierte Pflanze aber kälteempfindlich, Temperaturen unter 12 °C können sie beschädigen. In der Ruhephase kann sie jedoch auch kurzen, nicht zu starken Frost ertragen. Einige Sorten aus kontinentalklimatischen Regionen wie Russland oder Usbekistan gelten sogar als frosthart bis zu zweistelligen Minusgraden und werden zum Beispiel in Usbekistan auch trotz strenger Winter, die mit denen in Mitteleuropa verglichen werden können, gewerblich angebaut. Der Granatapfel gedeiht am besten auf sandigen, durchlässigen, fruchtbaren Böden mit langen und heißen Sommern bis in eine Höhe von 2700 Metern. Er bevorzugt eine geschützte, sonnige Lage sowie nicht zu starken Niederschlag und übersteht gut auch Trockenperioden.

Nutzung

Kulturgeschichte

Die archäologischen Überlieferungsbedingungen für Granatäpfel sind schlecht, da die Frucht meist frisch verzehrt wird und die wasserreiche Schale beim Erhitzen explosionsartig zerbirst. Versuche zeigten, dass lediglich alte Granatäpfel mit relativ ausgetrockneter Schale die Chance haben, zu verkohlen und so überliefert zu werden. Ein verkohlter Granatapfel wurde in den frühbronzezeitlichen Schichten des Tel es-Sa’idiyeh in Jordanien gefunden. Auf Zypern und in Ägypten wurden in der späten Bronzezeit farbige Glasgefäße in Form eines Granatapfels hergestellt. Das bei Kaş in der Türkei gefundene Schiff von Uluburun enthielt zyprische Vorratskrüge mit über 1000 Granatapfelsamen.

Granatäpfel wurden als Grabbeigabe in einer Grabkammer eines hohen ägyptischen Beamten aus der Zeit von Ramses IV. gefunden. Im jordanischen Tell Deir ʿAllā im Jordantal wurden Granatäpfel in eisenzeitlichen Schichten geborgen. Im Opferschacht eines eisenzeitlichen Tempels bei ʾEn Hazeva in Edom fanden sich Steinanhänger in Granatapfelform. In der Abiʾor Höhle bei Jericho, die den Rebellen des Bar-Kochba-Aufstandes im Herbst 135 n. Chr. als Unterschlupf diente, wurde unter anderem ein Stück Granatapfelrinde gefunden, ein ähnlicher Fund stammt aus der Cave of the Spear in der Nähe von ʾEn Gedi in Israel. In Deutschland ist der Granatapfel etwa im mittelalterlichen Konstanz archäologisch nachgewiesen.

Obstbau

Es ist eine Vielzahl von Formen gezüchtet worden, wobei teils die Blüten, teils die Früchte das Zuchtziel darstellten.

Die Früchte werden von September bis Dezember geerntet. Die Lagerung beziehungsweise Haltbarkeit von geernteten Granatäpfeln ist bei 0-5 °C mehrere Monate lang möglich. Die Früchte können etwas dehydratisieren, bleiben im Inneren aber saftig. Alte Früchte erkennt man daran, dass sie nicht mehr rund sind, sondern durch die Austrocknung der Schale eine kantige Form angenommen haben.

Zubereitung

Am besten ist es, die Spitze etwa 1.5 cm hoch abzuschneiden, dann die Trennwände der einzelnen Kammern außen einzuschneiden und die Frucht dann sternförmig aufzubrechen. Man kann auch die Spitze und den Strunk aus-, abschneiden und die bittere Schale abschnittweise an der Haut einritzen und aufbrechen oder die Frucht einfach halbieren. Ebenso kann man den Granatapfel in einer Schüssel mit Wasser aufbrechen. Die Kerne sinken ab, während die Schale und die weißen Häutchen auf dem Wasser schwimmen und so leicht zu trennen sind. Die Samen kann man mit den Fingern oder mit einem Löffel herauslösen, auch lassen sie sich durch Klopfen auf die Außenschale der zerteilten Frucht lösen.

Verwendung

Granatäpfel und ihr gepresster Saft sind im Mittelmeerraum, im Nahen Osten, in den USA, in Südeuropa und seit einigen Jahren auch in Mittel- und Nordeuropa weit verbreitet. Aus dem Saft wird auch Granatapfelwein gewonnen, der vor allem von Armenien und Israel exportiert wird. Das Fruchtfleisch oder der Saft des Granatapfels werden zur Verfeinerung von Wild- oder Geflügelgerichten oder in Obstsalaten verwendet.

Die Schale des Granatapfels war traditionell Farbstoff für Orientteppiche. Auch in Indien wurde sie zum Färben von Wolle in Gelb- und Schwarztönen verwendet. Mit einem Extrakt aus der Wurzel des Granatapfelbaumes können mit einer Eisenbeize tief dunkelblaue Farbtöne erzeugt werden.

Grenadinesirup, der früher aus Granatapfelsaft hergestellt wurde, gibt dem Tequila Sunrise und verschiedenen anderen Cocktails seinen fruchtigen Geschmack und seine rote Färbung.

Iran zählt zu den Hauptproduzenten weltweit.