Gewöhnlicher Schneeball

Der Gewöhnliche Schneeball, auch Gemeiner Schneeball, Herzbeer, Blutbeer, Dampfbeere, Drosselbeerstrauch, Geißenball, Glasbeere, Schlangenbeere, Wasserholder, Wasser-Schneeball genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Schneebälle in der Familie der Moschuskrautgewächse. Er ist in Eurasien weit verbreitet und wird als Ziergehölz verwendet.

Beschreibung

Erscheinungsbild und Rinde

Der Gewöhnliche Schneeball wächst als sommergrüner Strauch und kann Wuchshöhen von 1.5 bis 6 Meter erreichen. Die 4 bis 6 mm lang gestielte Winterknospe besitzt zwei Paare verwachsener, kahler Knospenschuppen, wobei die inneren häutig und an ihrer Basis röhrig verwachsen sind.

Die dünne bis dicke Borke kann korkig sein. Die im ersten Jahr stumpf-kantigen Zweige besitzen eine grünlich-braune oder manchmal rötliche, kahle bis flaumig behaarte Rinde mit auffällig erhabenen Lentizellen. Die ab dem zweiten Jahr stielrunden Zweige besitzen eine gelbliche oder rot-braune sowie kahle Rinde mit verstreut angeordneten, kleinen, gerundeten Lentizellen.

Blatt

Die immer gegenständig angeordneten Laubblätter sind in Blattspreite und Blattstiel gegliedert. Der grüne oder rötliche, kräftige Blattstiel ist 1 bis 5 cm lang, kahl oder flaumig behaart und besitzt nahe seiner Basis zwei bis vier oder mehr scheibenförmige Drüsen. Die pergamentartigen Blattspreiten sind bei einer Länge von 6 bis 12 cm und einer Breite von 5 bis 10 cm im Umriss kreisrund-eiförmig bis breit-eiförmig oder verkehrt-eiförmig mit gerundetem, gestutzem oder leicht herzförmigem Spreitenboden und sie sind meist drei-, selten fünflappig. Der Endlappen ist oft am größten und die Seitenlappen spreizen manchmal nach außen. Die Enden der Blattlappen sind spitz. Der Blattrand ist unregelmäßig gezähnt. Die Blattflächen sind von Anfang an auf beiden Seiten gleich grün gefärbt. Auf der Blattunterseite befinden sich abspreizende Haare besonders auf den Blattadern. Die Blattoberseite ist weitgehend kahl. Es liegt Handaderung vor. Die Mittelader ist auf der Blattunterseite erhaben. Die Blattadern sind gerade oder leicht gebogen, verzweigt und enden in den Blattzähnen. Die Laubblätter im oberen Bereich der Zweige sind oft schmaler und länger, sowie elliptisch bis länglich-lanzettlich und ungelappt bis schwach dreilappig oder ein wenig gekerbt. ihre Blattlappen sind mehr oder weniger ganzrandig und der Mittellappen ist verlängert, die Seitenlappen sind kurz. Die Laubblätter an den Zweigenden sind manchmal ungelappt. Die zwei haltbaren Nebenblätter sind bei einer Länge von 1 bis 5 mm pfriemförmig.

Blütenstand und Blüte

Die Blüten erscheinen nach den Laubblättern und die Blütezeit reicht in China von Mai bis Juni und in Mitteleuropa von Mai bis August. Der endständige Blütenstandsschaft ist kräftig, kahl oder flaumig behaart und 2 bis 5 cm lang. In einem zusammengesetzten, trugdoldigen Gesamtblütenstand, der einen Durchmesser von 5 bis 12 cm aufweist, stehen zymöse Teilblütenstände zusammen. Die hinfälligen Trag- und Deckblätter sind laubblattartig, grün, lanzettlich und kahl oder spärlich behaart. Am ersten Nodium der Blütenstandsachse stehen sechs bis acht kahle oder mit einfachen Haaren versehene Strahlen, die fünf bis zehn lang gestielte, große sterile, wohlriechende Randblüten tragen. sie befinden sich im Blütenstand außen und dienen als auffälliger Schauapparat. Bei der Sorte ‚Roseum‘ enthält der Blütenstand nur sterile, große Blüten. An den Strahlen zweiter und dritter Ordnung befinden sich sehr kurz gestielte, deutlich kleinere, nicht duftende, fruchtbare Blüten. sie befinden sich im Blütenstand in der Aufsicht innen.

Die Blüten sind fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Die fünf grünen, kahlen Kelchblätter sind zu einer verkehrt-konischen etwa 1 mm langen Kelchröhre verwachsen, die in fünf bei einer Länge von etwa 0.6 mm dreieckigen Kelchzähnen mit stumpfer Spitze enden. dies ist bei den sterilen und fertilen Blüten etwa gleich. Bei den sterilen Blüten sind die fünf weißen Kronblätter verwachsen und die fünf ungleichen Kronlappen sind breit verkehrt-eiförmig mit gerundetem oberen Ende. insgesamt bilden sie eine auffällige Krone mit einem Durchmesser von 1.3 bis 2.5 cm. In den sterilen Blüten ist kein Gynoeceum und Androeceum entwickelt. Bei den fertilen Blüten sind die fünf weißen Kronblätter zu einer 1 bis 2 mm langen Kronröhre verwachsen und die fünf etwas ungleichen, außen kahlen und innen flaumig behaarten Kronlappen sind bei einem Durchmesser von fast kreisförmig sowie ausgebreitet bis zurückgebogen mit gerundem oberen Ende und glattem Rand. insgesamt bilden sie eine Scheibe mit einem Durchmesser von 4 bis 5 mm. Es ist nur der äußere Kreis mit fünf fertilen Staubblättern vorhanden. Die dünnen, etwa 4 mm lang Staubfäden sind nahe der Basis der Blütenkrone inseriert und überragen diese deutlich. Die gelblich-weißen oder purpurfarbenen Staubbeutel sind etwa 1 mm lang. Der halbunterständige Fruchtknoten ist dreikammerig, aber nur eine Fruchtknotenkammer ist fertil und sie enthält nur eine Samenanlage. Der kurze Griffel endet in einer zweilappigen Narbe und überragt den Blütenkelch etwas.

Frucht

Die kahle, beerenähnliche Steinfrucht besitzt sowohl eine gerundete Basis als auch Spitze und enthält nur einen Steinkern. Der Steinkern ist bei einem Durchmesser von 8 bis 10 mm fast kreisförmig und abgeflacht mit abgerundetem oberen Ende. Die Früchte reifen in Mitteleuropa von August bis November, in China zwischen September und Oktober, und färben sich zuerst gelb und dann rot.

Chromosomenzahl

Die Chromosomengrundzahl beträgt x = 9. es liegt Diploidie vor, 2n = 18. Dies gilt auch für die Unterarten Viburnum opulus subsp. calvescens und Viburnum opulus subsp. trilobum sowie für die Sorte Roseum.

Ökologie

Der Gewöhnliche Schneeball ist ein winterkahler Strauch und ein Intensiv- und Flachwurzler mit VA-Mykorrhiza.

Die Blütenstände sind homogame, schüsselförmige Scheibenblumen. Die sterilen Randblüten sind stark vergrößert und dienen als Schauapparat. Der Nektar wird in den fertilen Blüten offen dargeboten. Bestäuber sind Insekten verschiedener Arten, besonders Fliegen, die ähnlich wie bei den Doldenblütlern auf dem Blütenstand umherlaufend die Bestäubung vollziehen. Auch spontane Selbstbestäubung ist erfolgreich.

Die Fruchtreife der beerenähnlichen Steinfrucht liegt zwischen August und November. Die Früchte sind Wintersteher mit Verdauungsverbreitung. Sie werden von manchen Vögeln, beispielsweise von Drosseln, gemieden, aber von anderen Vögeln im Laufe des Winters gefressen. Die zerquetschten Früchte haben einen deutlichen Schweißgeruch.

Eine vegetative Vermehrung kann erfolgen, weil tief in die Erde gesteckte Zweige von selbst anwachsen.

Vorkommen

Der Gewöhnliche Schneeball ist in ganz Europa, West- und Nordasien verbreitet. Als Neophyt kommt Viburnum opulus subsp. opulus auch in Teilen Nordamerikas vor.

Viburnum opulus L. subsp. opulus ist in Mitteleuropa von den Ebenen bis in den Alpen in Höhenlagen von etwa 1000 Metern zu finden. In den Allgäuer Alpen steigt diese Sippe bis zu einer Höhenlage von 1100 Metern auf. Der Gewöhnliche Schneeball ist vor allem an feuchten Gebüschen, Ufern von Bächen, Flüssen und Seen sowie an Waldrändern anzutreffen. Er ist in Mitteleuropa eine Charakterart des Salici-Viburnetum opuli aus dem Berberidion-Verband, kommt aber auch in Gesellschaften der Ordnung Prunetalia oder der Verbände Salicion cinereae oder Alno-Ulmion vor.