Gatekeeper (Nachrichtenforschung)

Als Gatekeeper bezeichnet man in den Sozialwissenschaften metaphorisch einen Einflussfaktor, der eine wichtige Position bei einem Entscheidungsfindungsprozess einnimmt.

Mit dem Terminus Gatekeeping soll die publizistische Wirkungsweise der Massenmedien bestimmt werden. Mit dem Aufkommen des Internets, insbesondere dessen kollaborativer Anwendungen wie Blogs, Online-Foren und -Netzwerke, wird die Gatekeeper-Funktion der Massenmedien jedoch in ihrer Wirkung zunehmend außer Kraft gesetzt.

Begriffsprägung durch Walter Lippmann

Der einflussreiche US-amerikanische Journalist, Schriftsteller und Medienkritiker Walter Lippmann prägte für Journalisten den Ausdruck gatekeeper. Gatekeeper entscheiden: Was wird der Öffentlichkeit vorenthalten, was wird weiterbefördert? Jede Zeitung ist, wenn sie den Leser erreicht, das Ergebnis einer ganzen Serie von Selektionen…

Das Auseinanderdriften von öffentlicher Meinung und veröffentlichter Meinung entsteht, wenn die Auswahlregeln von Journalisten weitgehend übereinstimmen. Dadurch kommt eine Konsonanz der Berichterstattung zustande, die auf das Publikum wie eine Bestätigung wirkt. Das installiert eine Stereotypen-gestützte Pseudoumwelt in den Köpfen des Publikums.

Faktoren

Es werden grundsätzlich zwei Gruppen von Gatekeeper-Faktoren unterschieden:

  1. Informationsfilterung und -reduktion. In Zeitungen werden beispielsweise nur etwa 10 Prozent aller eingehenden Agenturmeldungen wiedergegeben. hierzu existieren verschiedene Untersuchungen, u. a. von Kuhlmann.
  2. Bearbeitung und Modifikation. Sowohl sachliche Gründe als auch persönliche oder soziale Überlegungen, das Wertklima der Medienorganisation, das Redaktionsstatut etc. können als Filterfaktor auftreten.

Forschung

Die Gatekeeper-Forschung wurde 1950 von David Manning White begründet und gehört innerhalb der Kommunikationswissenschaft zum Bereich der Journalismusforschung.

Die Gatekeeper-Forschung versucht zu ergründen, welche Eigenschaften des einzelnen Journalisten beziehungsweise der jeweiligen Medienorganisation die Nachrichtenauswahl beeinflussen. Gatekeeping bezeichnet dabei die Begrenzung der Informationsmenge durch Auswahl von als kommunikationswürdig erachteten Themen.

Es lassen sich drei Ansätze unterscheiden:

  1. Individualistische Studien
  2. Institutionelle Studien
  3. Kybernetische Studien